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ERNST BUSCH – Der letzte Prolet

Text: Jochen Voit
Zeichnungen: Sophia Hirsch

Zeichnerin Sophia Hirsch und Szenarist Jochen Voit bei ihrer Comic-Lesung mit Live-Musik auf dem ACHT BRÜCKEN Festival im Kölner Gloriatheater am 1. Mai 2021 (Musik: ascolta ensemble, Neue Kompositionen: Gordon Kampe)

 Fotograf: Jörn Neumann

Medien-Echo auf Publikationen und Veranstaltungen

ERNST BUSCH – DER LETZTE PROLET (avant verlag)

„Die Graphic Novel lässt Weggefährten, Ehefrauen, Jugendfreunde, am Ende seinen Arzt Ernst Buschs unglaubliches Leben erzählen. (…) In dieser Biografie tut sich der schmerzhafte Graben auf zwischen Rebellion und Anpassung, Eigenbrödlerei und Herrschsucht. Am Ende malt ihn ein junger Künstler – und zeichnet den gebrochenen Man, vom Sockel gestürzt, in allen Facetten eines überwältigenden Jahrhundertlebens.“ (Tipp der Woche von Hansruedi Kugler am 2.10.2021 in der Schweiz am Wochenende)

„Voit und Hirsch zeichnen kein Heldenbild, sondern das Porträt einer vielschichtigen Persönlichkeit. (…) Er spuckt Parteifunktionären vor die Füße und zerreißt seinen Mitgliedsausweis. Busch wird öffentlich wie privat als Mensch mit cholerischen Zügen beschrieben, als jemand, der heftig brennt und sich aufreibt im Laufe seines Lebens.“ (Frank Osiewacz am 7.11.2021 im Westfälischen Stadtanzeiger)

„Ernst Busch hat Lieder nicht bloß gesungen. Er hat sie auch mit jeder Silbe in Stein gemeißelt. (…) Das Buch riecht förmlich nach Theaterschminke und dem ein oder anderen Kneipenbier. Vor allem aber ist es das gelungene Porträt eines charakterstarken Mannes, der eben mehr war als Stimme und Gesicht einer politischen Idee.“ (Mathias Heller am 27.10.2021 in Neue Bücher auf NDR Kultur)

„Der übellaunige Held der DDR, der er am Schluss war, hat viel zu erzählen. Das und diese Stimme dürfen einfach nicht vergessen werden im Vorwärts!“ (Romy Gehrke am 12.10.2021 in Aus der Bücherkiste im Thüringen Journal des MDR)

„Ernst Busch war Sänger, Schauspieler, Rebell. (…) Ein unbequemer und durch und durch politischer Mensch. (…) Eine Geschichte durch die Aufs und Abs des 20. Jahrhunderts. (…) Autor Jochen Voit und Zeichnerin Sophia Hirsch haben Ernst Busch ein Denkmal gesetzt in Form einer Graphic Novel.“ (Shelly Kupferberg in Das politische Buch am 9.10.2021 im Deutschlandfunk)

„Singe, wem Gesang gegeben, aber wie zeichnet man das? (…) Dieser Comic ist keine Hagiographie, und doch ist er eine Hommage. Wie fast jeder Comic über musikalische Themen leidet er an der Schwierigkeit, Akustisches sichtbar zu machen. (…) Aber die Schlussseite zeigt ein am Ostseestrand brennendes kleines Feuer. Es gibt noch Glut in der Geschichte von Ernst Busch, und derzeit lässt sie wieder Flammen lodern.“ (Andreas Platthaus am 11.10.2021 im Comic-Blog der Frankfurter Allgemeinen)

„Geniale künstlerisch-kritische Auseinandersetzung mit dem großen Ernst Busch.“ (Rezension am 1.10.2021 in work)

„Der letzte Akt erzählt von Konflikten mit der Partei und mit einem jungen Maler, der – ähnlich wie diese Graphic Novel – einen realistischeren Ernst Busch zeigen wollte. Vor allem die Charakterzeichnungen von Sophia Hirsch verleihen dem Band eine Lebhaftigkeit, die uns mit dem Protagonisten fühlen lässt, auch wenn er nicht als Sympathietträger auftritt und auch sein tragisches Ende nicht ausgespart wird.“ (Michael Mallé in antifa Sept. / Okt. 2021)

„Sophia Hirsch arbeitet die Gesichtszüge der Menschen fein heraus. (…) Das Interessante und Besondere an dieser Graphic Novel ist ihre Multiperspektivität. Mal erzählt die Schwester, mal Hanns Eisler, mal Ulrike Meinhof.“ (Ina Plodroch am 7.9.2021 im Corso-Podcast im Deutschlandfunk)

„Die Frage ist, an wen sich dieser Comic richtet: Eingefleischten Busch-Kennern könnte er viel zu flapsig und mitunter auch zu privat sein Die Schwelle zum Schlafzimmer wird überschritten. Dem Menschen hinter dem bekannten Klassenkämpfer näher zu kommen, könnte andere Leser wiederum gerade reizen. Einen pointierten Zugang zu Leben und auch Werk des ‚Roten Orpheus‘, ‚Barrikaden-Taubers‘, vor allem aber wohl bekanntesten Verkünders von Mackie Messers Schandtaten liefert der Comic unbedingt. Junge Leser voran! (Ina Beyer am 6.9.2021 im Journal am Mittag auf SWR 2)

„Sophia Hirsch und Jochen Voit ist es gelungen, Ernst Busch nahbar zu machen, statt den Mythos, zeichnen sie den Menschen mit all seinen Eitelkeiten und Widersprüchen.“ (Charlotte Pollex am 4.9.2021 in RBB KulturDas Magazin)

„Der Thüringer Maler Ronald Paris versucht, die unfassbare Lebensgeschichte Buschs bildlich einzufangen, was Voit und Hirsch durch die Erzählstruktur des Comics nachzeichnen. (…) Jochen Voit über den Titel: ‚Der letzte Prolet‘ habe zwei Seiten, ‚einmal das abwertende Wort, das für Sich-daneben-Benehmen und Rumbrüllen steht, dann aber auch Buschs Status als Kämpfer, Arbeiter und klassenbewusster Proletarier‘.“ (Antonia Pfaff am 3.9.2021 in der Thüringer Allgemeinen)

Open-Air-Buchpremiere im Hof des Hauses Dacheröden am 7. September 2012

Open-Air-Buchpremiere im Hof des Hauses Dacheröden am 7. September 2012
Jochen Voit, Sophia Hirsch, Mathis Rempe, Florian Schlierf (v.l.n.r.)

Foto: Achim Neumann

Einladung zur Premiere: ERNST BUSCH – DER LETZTE PROLET

= Comic-Lesung mit Live-Musik im Rahmen des ACHT BRÜCKEN FESTIVALS am 1. Mai in Köln

„A working class hero is something to be“ sang John Lennon. Am 1. Mai, dem Tag des Weltproletariats, singen, lesen und zeichnen Justin Caulley, Jochen Voit, Sophia Hirsch und das ascolta ensemble den letzten WORKING CLASS HERO zu Musik von Gordon Kampe. Wo? Im Gloriatheater in Köln, online zu sehen und zu hören ab 6. Mai. Der Eintritt ist frei (Reservierung erforderlich). Die gleichnamige Graphic Novel erscheint im September 2021 im Avant Verlag (Berlin).

 

Synopsis

Ost-Berlin, um 1970: Ronald, ein junger Maler, träumt davon, den berühmten Sänger und Schauspieler Ernst Busch in einem epochalen Ölgemälde zu verewigen. Doch Busch ist alt und misstrauisch und streitet sich viel, bevorzugt mit Abgesandten der Staatspartei. Er hält den Maler für einen SED-Strohmann und wimmelt ihn ab. Aber Ronald lässt nicht locker und entdeckt staunend, wie Busch lebt: Besessen von der Idee, sämtliche Lieder seines Lebens noch einmal in akustischer Perfektion einzusingen, hat sich der einst gefeierte Bühnenstar vom Theater zurückgezogen und verbringt seine Zeit im Schallplattenstudio – und zu Hause am höllisch laut eingestellten Tonbandgerät. Der Maler kriegt im Wohnzimmer des Sängers antifaschistische Songs der 1930er Jahre um die Ohren gehauen. Weil Ronald das gut aushält, fasst Busch allmählich Vertrauen und sitzt dem Maler Modell. Doch als das fertige Gemälde auf der VII. Kunstausstellung der DDR in Dresden gezeigt wird, kommt es zum Eklat.

Während der mehrjährigen Schaffenszeit, die Ronald für das Bild benötigt, taucht der Maler tief in Buschs Leben ein. Er liest sich durch Bücher, trifft Weggefährten von Busch und versucht, die vielen Erzählungen und Legenden über das „singende Herz der Arbeiterklasse“ (Hanns Eisler über Busch) aufzudröseln und nachzuzeichnen: den Aufstieg vom Kieler Werftarbeiter zum Filmstar und linksradikalen Vorsänger im Berlin der Weimarer Republik, seine Odyssee durch halb Europa mit lebensgefährlichen Aufenthalten in Moskau und Madrid, zermürbender Lager- und Gefängnishaft in Frankreich und Deutschland sowie seine Befreiung aus dem Zuchthaus durch Soldaten der Roten Armee. All das will Ronald zeigen und zugleich die Hilflosigkeit des einst widerständigen politischen Künstlers, der sich im Staatssozialismus überflüssig fühlt. So entwirft Ronald letztlich, wie er sagt, ein „rücksichtsloses Bild“.

Ernst Busch tobt, als er das Ergebnis der Bemühungens zu Gesicht bekommt. Er sieht sich nicht, wie gewohnt, als Sänger der Arbeiterklasse gewürdigt, sondern als abgekämpften Greis karikiert, als alkoholkrankes Wrack bloßgestellt. Empörte Fans beknien ihn, er dürfe sich, “als letzter aufrechter Prolet“, eine solch diffamierende Darstellung nicht bieten lassen. Unmittelbar nach der Ausstellung verschwindet das Gemälde. Ronald erfährt nie, wohin. Er befürchtet das Schlimmste. Busch verweigert dem Maler bis zuletzt den Handschlag und kehrt schließlich zurück in den Schoß der Partei. Als Verfolgungswahn und Demenz immer stärker Besitz von ihm ergreifen, landet er in der Psychatrie. Derweil entfalten einige seiner alten Lieder ein ungeahntes Eigenleben und inspirieren eine neue unabhängige Protestgeneration.

Termine und Veranstaltungen

Köln, Gloriatheater, 1. Mai 2021 / ACHT BRÜCKEN Musikfestival: COMIC-LESUNG MIT LIVEMUSIK von Gordon Kampe, gespielt von ascolta, gesungen von Justin Caulley. Online zu sehen und zu hören ab 6. Mai.

Europäische Diktatur- und Demokratiegeschichte des 20. Jahrhunderts sinnlich erfahrbar zu machen − so lautet das Ziel des biografischen Comicprojekts, das der Autor Jochen Voit zusammen mit dem Dramaturgen Jean-Baptiste Coursaud und der Zeichnerin Sophia Hirsch entwickelt. Im Mittelpunkt der Graphic Novel steht der Sänger, Schauspieler und Politaktivist Ernst Busch (1900-1980). Er ist im kollektiven Gedächtnis vor allem akustisch verankert. Busch war in der Weimarer Republik der Moritatensänger in der Verfilmung der Dreigroschenoper („Und der Haifisch, der hat Zähne…“), sang während der Nazizeit im Exil in London und Moskau („Wohin auch das Auge blicket…“), im Spanischen Bürgerkrieg bei den Internationalen Brigaden („Spaniens Himmel breitet seine Sterne…“) und nach 1945 in Ostberlin („Die Partei, die Partei, die hat immer Recht…“). Was Ernst Busch sang, sprach und spielte, oszillierte zwischen Kunst und Propaganda, zwischen Ideologie und Entertainment. Sein Ruhm als Künstler ist heute verblasst, doch einst war er eine Ikone der Linken, in einem Atemzug genannt mit Künstlern wie Yves Montand, Pablo Picasso und Bertolt Brecht.  

Szenario: Jochen Voit
Zeichnungen: Sophia Hirsch
Dramaturgie: Jean-Baptiste Coursaud, Susanne Koschig
Grafik: Thomas Gilke
Lettering: Sebastian Beeskow
Projektleitung: Susanne Ogan  
Konzeption: erinnerungsort.de
Lektorat: Johann Ulrich
Verlag: avant

ERNST BUSCH – Der letzte Prolet war Finalist beim Comicbuchpreis 2020 der Berthold Leibinger Stiftung. Die Preisverleihung fand digital statt. Weitere Informationen auf der Seite der Berthold Leibinger Stiftung.

Der Comic erscheint im September 2021.

Eine Produktion von erinnerungsort.de, gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Eine musikalische Comic-Lesereise ist in Vorbereitung. 

Entwürfe für illustrierte Songs (Probeseiten)

Ballade vom Nigger Jim (Songtext)

Der heimliche Aufmarsch („Arbeiter, Bauern, nehmt die Gewehre“) (Songtext)