Sommerlied

Text: Kurt Tucholsky; Musik: Hanns Eisler

Wenn der Sommer blaut,
wenn der Penner klaut,
wenn der Gastwirt stellt den Garten raus:
Pflanzt im Bumslokal
sich mit einem Mal
der beliebte Humorist vors volle Haus.
Und er tut als wie besoffen,
und er murmelt schwer betroffen –
Schnedderedeng – im Refrain:
„Und ick immer mitn mit, mitn Schmidt, mitn mit,
und ick immer mitn mit, mitn mit, mitn Schmidt!“

Mancher Journalist
weiß genau, wies ist,
wenn der Umsturz alle Seelen faßt.
Und er sichert sich
leis und vorsichtig,
daß er nur den letzten Anschluß nicht verpaßt.
Der Zeitgeist pfeift. Der Zeitgeist lockt.
Und ganz gesiegt ist halb geschmockt. –
Schnedderedeng – im Refrain:
„Und sie immer mitn mit, mitn Schmidt, mitn mit,
und sie immer mitn mit, mitn mit, mitn Schmidt!“

Manches Volk ist blind,
Fahnen wehn im Wind,
Idealen geht die Farbe ab.
Doch sie hängen dran –
alle, Mann für Mann –
haben nichts gelernt von Wilhelm bis zu Kapp.
Führt auch Ludendorff sie in den Scheibenkleister:
er bleibt doch der große deutsche Meister –
Schnedderedeng – im Refrain:
„Und sie alle mitn mit, mitn Schmidt, mitn mit,
und sie alle mitn mit, mitn mit, mitn Schmidt!“


Text: Kurt Tucholsky (1920)
Musik: Hanns Eisler

Zitiert nach Ernst Busch: Hanns Eisler – Kurt Tucholsky. An preußischen Kaminen. Aurora 5 80 012/013. Erstmals erschienen 1964.