Soldatenlied 1916
Text: Erich Mühsam; Musik: Ernst Busch
Wir lernten in der Schlacht zu stehn
bei Sturm und Höllenglut.
Wir lernten in den Tod zu gehn,
nicht achtend unser Blut.
Und wenn sich einst die Waffe kehrt
auf die, die uns den Kampf gelehrt,
sie werden uns nicht feige sehn.
Ihr Unterricht war gut.
Wir töten, wie man uns befahl,
mit Blei und Dynamit,
für Vaterland und Kapital,
für Kaiser und Profit.
Doch wenn erfüllt die Tage sind,
dann stehn wir auf für Weib und Kind
und kämpfen, bis durch Dunst und Qual
die lichte Sonne sieht.
Soldaten! Ruft ’s von Front zu Front:
Es ruhe das Gewehr!
Wer für die Reichen bluten konnt,
kann für die Seinen mehr.
Ihr drüben! Auf zur gleichen Pflicht!
Vergeßt den Freund im Feinde nicht!
In Flammen ruft der Horizont
nach Hause jedes Heer.
Lebt wohl, ihr Brüder! Unsre Hand,
daß endlich Friede sei!
Nie wieder reiß das Völkerband
in blutgem Krieg entzwei.
Gewinnen wir die Heimatschlacht!
Dann fallen Grenzen, stürzt die Macht,
und alle Welt ist Vaterland,
und alle Welt ist frei!
Text: Erich Mühsam
Musik: Ernst Busch
Zitiert nach Ernst Busch: Zeit-, Leid-, Streitgedichte. Erich Mühsam / Klabund. Aurora 5 80 016/017. Hrsg. 1966, Nachaufl. 1969 u. 1974. Von diesem Lied existiert auch eine Vertonung von Fritz Reiter aus den 1920er Jahren (vgl. Lammel: Und weil der Mensch ein Mensch ist).