Lied von der Roten Fahne

Text: Erich Weinert; Musik: Eberhard Schmidt

Wenn das Volk aus Kellern und Schächten
Aufstand, aus den Kasernen des Tods,
Stand sie über den rauchenden Nächten,
Erste Flamme des Morgenrots.
Über Straßen und Plätzen
Rief sie das Volk zum Appell,
Über Blut und Entsetzen
Stand sie verkündend und hell.

In das Kampflied der Arbeitergarden
Brauste sie ihren Feuerfluch.
Über den Särgen der Kommunarden
Lag sie wie ein blutges Leichentuch.
Doch sie erhob sich wieder,
Über Vernichtung und Pest,
In den Herzen der Brüder
Feuriges Manifest!

Immer wieder im Kampf sich erneuernd,
Rief sie die Massen zum Widerstand.
Immer den Schritt des Aufruhrs befeuernd,
Ging sie im Kampfe von Hand zu Hand.
Oft zertreten, zerschossen,
Fiel sie in Blut und Dampf.
Aber die letzten Genossen
Trugen die Fetzen zum Kampf.

Ein Volk hat sie zum Sieg getragen,
Das ein Sechstel der Erde bewohnt,
Hat die Schänder des Rechts erschlagen,
Hat die Feinde des Volks entthront.
Und von seinen Bastionen
Flammt die Fahne ins Land
Der erwachten Millionen,
Die ihre Götzen verbrannt.

Das ist das Lied von der Roten Fahne,
Das den entbrennenden Morgen verkündet,
Das über Länder und Ozeane
Alle bedrängten Herzen entzündet.
Einmal, nach Kampf und Stürmen,
Wenn sich die Blutnacht erhellt,
Rauscht sie von allen Türmen
Einer befreiten Welt!

 

Text: Erich Weinert
Musik: Eberhard Schmidt

Zitiert nach Ernst Busch: Rote Lieder – Rote Gedichte. Erich Weinert. Aurora 5 80 029/30. Hrs. 1967, Nachaufl. 1972.