Kaserne winkt, Die

Text: Erich Weinert; Musik: André Asriel

Endlich siegt das Militär’sche.
Angetreten! Hoch das Been!
Daß die Zivilistenärsche
Wieder ausgerichtet stehn!
Bürger, knalle mit den Hacken
Vor der braunen Staatslivree!
Denn in Fensterlederjacken
Kommt die neue Heilsarmee.

Mensch das riecht wie neunzehnvierzehn,
Als die Suppe überquoll.
Donnert mit Kommißbrotfürzen!
Nehmt die Nase richtig voll.
Mächtig brummt die deutsche Welle,
Daß dir Mark und Bein vibriert,
Denn die Regimentskapelle
Hat den Rundfunk annektiert.

Und die pensionierten Brüder,
Die sich achtzehn still verdrückt,
Kommen auf den Kampfplatz wieder
Mit der Blechbrust angerückt.
Rein ins neue Stahlbad, Kinder,
Und verliert nicht den Humor!
Stülpt den Stahlhelm auf den Zünder!
Schnallt den Giftgasrüssel vor.

Alles ist verungeziefert.
Geht der Mief denn nicht mehr raus?
Sind wir wirklich ausgeliefert
An das braune Irrenhaus?
Solln die großen Hurraklappen
Wieder Heldenspeichel sprühn?
Solln wir vor dem Narrenlappen
Schließlich noch die Mütze ziehn?

Sozialisten, nicht gefackelt!
Zeigt, daß kein Faschist gewinnt,
Daß die ganze Bude wackelt,
Wenn sich der Prolet besinnt!
Dieser ganze Katzenjammer,
Dieser Spuk ist abgeschwirrt,
Wenn die Sichel und der Hammer
Euch zur Kampfparole wird.

 

Text: Erich Weinert
Musik: André Asriel

Zitiert nach Ernst Busch: Rote Lieder – Rote Gedichte. Erich Weinert. Aurora 5 80 029/30. Hrs. 1967, Nachaufl. 1972.