Ballade von den Baumwollpflückern ("Es trägt der Bürger…")

Text: Bruno Traven; Musik: Hanns Eisler

Es trägt der Bürger meine Gabe,
Der Millionär, der Präsident.
Doch ich, der lump’ge Pflücker, habe
In der Tasche keinen Cent.
Trab, trab, aufs Feld!
Gleich geht die Sonne auf.
Häng um den Sack,
Zieh fest den Gurt!
Hörst du die Waage kreischen?

Nur schwarze Bohnen sind mein Essen,
Statt Fleisch ist roter Pfeffer drin,
Mein Hemde hat der Busch gefressen,
Seitdem ich Baumwollpflücker bin.

Und einen Hut hab ich, ’nen alten,
Kein Hälmchen Stroh ist heil daran,
Doch diesen Hut muß ich behalten,
Weil ich ja sonst nicht pflücken kann.
Trab, trab, aufs Feld!
Gleich geht die Sonne auf.
Häng um den Sack,
Zieh fest den Gurt!
Hörst du die Waage brüllen?

Ich bin verlaust, ein Vagabund,
Und das ist gut, das muß so sein,
Denn wär‘ ich nicht so ’n armer Hund,
Käm‘ keine Baumwoll‘ rein.
Trab, trab, hinaus aufs Feld!
Es geht die Sonne auf.
Die Waage schlag in Scherben!

 

Text: Bruno Traven
Musik: Hanns Eisler

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GESANG DER BAUMWOLLPFLÜCKER IN MEXIKO

Es trägt der König meine Gabe,
Der Millionär, der Präsident.
Doch ich, der lump’ge Pflücker, habe
In meiner Tasche keinen Cent.
Trab, trab, aufs Feld!
Gleich geht die Sonne auf.
Häng um den Sack,
Zieh fest den Gurt!
Hörst du die Waage kreischen?

Nur schwarze Bohnen sind mein Essen,
Statt Fleisch ist roter Pfeffer drin,
Mein Hemde hat der Busch gefressen,
Seitdem ich Baumwollpflücker bin.
Trab, trab, aufs Feld!
Gleich geht die Sonne auf.
Häng um den Sack,
Zieh fest den Gurt!
Hörst du die Waage brüllen?

Die Baumwoll‘ stehet hoch im Preise,
Ich habe keinen ganzen Schuh,
Die Hose hängt mir fetzenweise
Am Ursch, und ist auch vorn nicht zu.
Trab, trab, aufs Feld!
Gleich geht die Sonne auf.
Häng um den Sack,
Zieh fest den Gurt!
Hörst du die Waage wimmern?

Und einen Hut hab ich, ’nen alten,
Kein Hälmchen Stroh ist heil daran,
Doch diesen Hut muß ich behalten,
Weil ich ja sonst nicht pflücken kann.
Trab, trab, aufs Feld!
Gleich geht die Sonne auf.
Häng um den Sack,
Zieh fest den Gurt!
Siehst du die Waage zittern?

Ich bin verlaust, ein Vagabund,
Und das ist gut, das muß so sein,
Denn wär‘ ich nicht so ’n armer Hund,
Käm‘ keine Baumwoll‘ rein.
Im Schritt, im Schritt!
Es geht die Sonne auf.
Füll in den Sack
Die Ernte dein!
Die Waage schlag in Scherben!

 

Text: Bruno Traven

Zitiert nach Ernst Busch: Ballade von den Baumwollpflückern. Berlin 1931  (Schellackplatte, u.a. Homocord 4-4033). Ernst Busch nahm das Lied während der Emigration Mitte der 30er Jahre noch in London und Moskau auf. Eine letzte Plattenaufnahme datiert von 1973 (Nova 8 85 184). Der Text des Liedes von B. Traven stammt aus Travens Erfolgsroman „Die Baumwollpflücker“, der erstmals 1925 veröffentlicht wurde (Originaltext siehe unten).