Wie klingt Heimat?
Mit dem Projekt „Wie klingt Heimat?“ setzte die Stiftung Ettersberg im Frühjahr 2016 ein vernehmliches Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit: 20 Menschen aus 10 Ländern gaben miteinander ein Konzert im Kubus der Gedenkstätte Andreasstraße in Erfurt. Vorweg gab es jeweils kurze Video-Einspieler zu sehen, in denen die Mitwirkenden sich und ihre Beiträge vorstellten – unter großem Beifall ihrer Landsmannschaft.
ESC-Feeling in einem ehemaligen Knast? Das funktionierte auch deswegen, weil das Konzert zusammen mit Projektpartnern, allen voran der Other Music Academy (OMA) aus Weimar, akribisch vorbereitet war. Die zuvor in Flüchtlingsunterkünften ausfindig gemachten Migrantinnen und Migranten nahmen an mehreren Workshops teil, die allen Beteiligten großen Spaß machten. Neben den musikalischen Laien waren namhafte Profis dabei wie der deutsch-iranische Tombak-Spieler Reza Mohammad Mortazavi (Berlin) oder die Violonistin des Ensemble Resonanz Juditha Haeberlin (Hamburg). Interkulturalität und Diversität als Grundpfeiler der Gedenkstättenarbeit waren an diesem Abend keine hohlen Schlagworte: Die aus Syrien geflohene 17-jährige Ranim Alhaj sang ein Lied über den Verlust des Friedens in ihrem Land, der aus dem Irak geflüchtete Sadiq Ahmed Abdulraham interpretierte einen arabischen Popsong, der aus dem Vogtland stammende Frieder Gauer ahmte mit seiner Piccoloflöte Vogelstimmen aus dem Thüringer Wald nach und das Ensemble für nicht gekonnte Musik (Köln) dekonstruierte Heimatklischees.
Das Konzert wurde durch zahlreiche Spenden finanziert sowie durch Lottomittel des Thüringer Ministeriums für Migration, Justiz und Verbraucherschutz. Heraus kam ein Abend voller Emotionen.