Lied der Säckeschmeißer (Säckeschmeißer-Lied, Ballade von den Säckeschmeißern)

Text: Julian Arendt / Ernst Busch; Musik: Hanns Eisler

Oh, mich zieht ’s nach einem fernen Lande,
Wo die schlanke Tropenpalme prangt.
In Brasilien, am Rio Grande,
Werden Kaffeesackschmeißer verlangt.
Es gibt zuviel Kaffee auf der Welt.
Und darum pro Zentner zu wenig Geld.
Drum wird, so will es das Weltgewissen,
Die halbe Ernte ins Wasser geschmissen.

Immere rin, mein Junge!
Das hat ’n Sinn, mein Junge!
Da steckt was hinter, mein Junge!
Das wird ein Winter, mein Junge!

Ich sag allen feiernden Familien:
Marsch, marsch nach Rio in den ersten, besten Kahn!
Auf! Auf nach Brasilien!
Und rin mit dem Mokka in den Ozean!

Und hat der Menschenhai am Rio Grande
An seinen nassen Bohnen profitiert,
Werden wir aus diesem reichen Lande
Gleich nach USA hintransportiert,
dort wächst zuviel Getreide auf dem Feld,
und das bringt pro Tonne zu wenig Geld.
Dort wäscht man die Kartoffeln mit Petroleum rein
Und heizt mit dem Weizen die Maschinen ein.

Immere rin, mein Junge!
Das hat ’n Sinn, mein Junge!
Da steckt was hinter, mein Junge!
Das wird ein Winter, mein Junge!

Proleten, packt eure Habe!
Die reiche Ernte hat uns die Preise verhunzt!
Brotfrucht ist Teufelsgabe!
Drum rin mit die Schrippen in die Feuerbrunst!

Sie werfen den Weizen ins Feuer!
Sie werfen den Kaffee ins Meer.
Und wann werfen die Säckeschmeißer
Die fetten Räuber hinterher?

Siehst du, das hat ’n Sinn, mein Junge!
Siehst du, das wird ein Winter, mein Junge
Wie er in deinem Leben nie wiederkehrt.

 

Text: Julian Arendt / Ernst Busch
Musik: Hanns Eisler

Zitiert nach Ernst Busch: Die goldenen zwanziger Jahre. Aurora 5 80 008/009. Erstmals erschienen 1964.